Veränderungen im Haus Harvis...

Kaum aus dem Urlaub zurück, werde ich mit Neuigkeiten überrumpelt. Es dreht sich alles um das neue Au Pair Jenni. Bereits am Freitag kommt sie an und somit habe ich nur noch zwei Tage die Kids für mich allein! Ich fühle mich gar nicht gut! Es macht mich unglaublich traurig zu wissen, dass die Neue schon bald da ist und die Kinder sich von Tag zu Tag an sie gewöhnen werden - vor meinen Augen. Das muss sein und ich wusste vorher, dass dieser Tag kommen wird, aber wenn es wirklich soweit ist fühlt man sich nur noch leer. Vor gut einem Jahr bin ich hier angekommen. Everlee war grade mal 18 Monate alt und fing grade an zu sprechen und laufen. Damals hieß es noch "Sa". Jetzt ruft sie mich bei vollem Namen, lacht mir ins Gesicht und ist unheimlich gewachsen. Ich kenne alle ihre Macken, ihr fake Weinen, ihre Vorlieben, ihre Ängste. Ich verstehe was sie sagt, egal wie schwer sie sich manchmal noch tut. Ich habe ihr die deutsche Sprache näher gebracht, habe ihr beigebracht aufs Töpfchen zugehen, ohne Schnuller auszukommen und selbstständig zu essen. Ich habe sie getröstet, sie zum Lachen gebracht, sie gebadet, sie gekleidet und ihre Haare schick gemacht.

Gleiches gilt für London. Kurz vor ihrer Geburt war ich so aufgeregt und konnte es kaum erwarten, sie endlich zu sehen. 24 Stunden war sie alt, als ich sie das erste Mal auf dem Arm hielt. Diesen Moment werde ich nie vergessen! Sie war so winzig, zerbrechlich und hilflos. Doch von Tag zu Tag wuchs sie und lernte dazu. Ich habe ihr unzählige Flaschen Milch gegeben, sie in den Schlaf gewogen und ihr beim aufwachsen zugesehen. Ich habe ihre schnellen Fortschritte bewundert, wie sie krabbelt, lacht und mit ihrem jungen Leben glücklich ist. Ich liebe die Tatsache, dass sie nach mir greift, wenn sie mich sieht oder zu mir krabbelt, wenn ich aus meinem Zimmer komme. Doch am meisten berührt hat mich der Moment, in dem sie mich zum ersten Mal 'Mama' nannte. Mein Baby! Meine Everlee! Meine cutiepies! Ich habe auf die beiden ein Jahr meines Lebens aufgepasst und alles für sie getan. Es war nicht immer leicht, aber genau das machte mich stärker. Die beiden sind zu einem wichtigen Teil meines Lebens geworden und es zerreißt mir jetzt schon das Herz, wenn ich nur an Abschied denken muss..... Am schlimmsten für mich ist jedoch, dass sie sich nie an mich erinnern werden. 

 

Und nun kommt Jenni und übernimmt meinen Job. Sie wird all das weiterführen, was ich angefangen habe. Sie wird meinen Platz einnehmen, mein Zimmer bekommen und neuer Teil der Familie Harvis sein. Ich muss bereits in das Gästezimmer ziehen. Krissy und Mike haben neue Möbel für das Au Pair Zimmer gekauft, wonach ich Monate gefragt habe. Alles wird neu gemacht, es wird geputzt und es entstehen Pläne, was wir am Wochenende mit Jenni machen sollen. In dem ganzen Jahr in dem ich hier war, haben wir nie etwas als Familie unternommen, obwohl ich so oft danach gefragt habe... Ich weiß, es ist jetzt nun mal so und ich muss alles so hinnehmen und akzeptieren, aber mir tut es weh. Ich bin dafür noch gar nicht bereit, weil die letzten Wochen viel zu stressig waren, um mir Gedanken zu machen.

Es ist so schwer... Aber immerhin kann ich zurück gucken und sagen: ich hatte eine verdammt schöne Zeit als Au Pair in Seattle!

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